LEXIKON

Meditation

Die Transpersonale Psychologie sieht in der Meditation einen wichtigen Auslöser für veränderte Bewußtseinszustände spiritueller oder mystischer Art (Grof, Walsh). Meditation (von lat. ‚meditari‘ – sich üben, nachsinnen) bedeutet nachsinnendes Eindringen, intensives Betrachten, sich versenken. Dieses Ziel wird durch Meditationshilfen erreicht: z.B. durch Körper- oder Atemübungen, Konzentration auf symbolische Formen (Mandala, Thanka, Yantra) und auf Klänge (Mantra). Die meisten meditativen Verfahren stützen sich auf das Zusammenwirken aller kognitiven und affektiven Kräfte, auch der Leib (Haltung und Atmung) sind mit einbezogen. Gemeinsames Zeichen aller Meditationsformen ist, daß ihre Übung den Geist des Übenden sammelt, ihn beruhigt und klärt wie die Oberfläche eines aufgewühlten Gewässers, auf dessen Grund man nur schauen kann, wenn die Oberfläche still und das Wasser klar ist. Ziel der Meditation ist, sich selbst zu finden, mit sich selbst eins zu werden, die Einheit mit dem Urgrund allen Seins und auch die Einheit mit allen Formen des Lebens zu erkennen.

Östliche Meditation: Der umfassende Name für Meditation lautet in Indien Yoga („zusammenbinden“, „ins Joch spannen“). Der Gedanke des Anjochens von Zugtieren vor einem Wagen wurde allegorisch als Zügelung des Geistes verstanden. Im Yoga-Sutra (2.-5.Jh. nach Chr.) wird das Zusammenwirken von somatischen (Atem- und Körperübungen) und psychischen Verhaltensweisen (z.B. „pratyahara“ – Zurückziehen der Sinne) beschrieben. Im Buddhismus wird Achtsamkeit und Konzentration betont. In der Praxis spielt hier die somatische Seite (Meditationssitz, rhythmische Atmung) eine wichtige Rolle. Von Ceylon bis hin nach Japan hat sich ein breites Spektrum unterschiedlicher Methoden wie z.B. visuelle Konzentration auf ein Symbolbild, die Anrufung von wiederholten Namen des Buddha Amithaba bis hin zu den koan-Übungen der „Rinzai-Schule“ des Zen entfaltet. Im tibetischen Buddhismus haben Visualisierungen von Göttern, Dämonen und Buddhas sowie die Mantra-Meditation einen großen Stellenwert (Govinda, 1975). In der islamischen Frömmigkeit ist das eigentliche meditative Element „dikr“, das sich „Erinnern“, das ständige „Gedenken an Gott“.

Westliche Meditation: Gestalt gewonnen hat das frühe christliche Meditieren im Mönchstum. Dabei wird vor allem durch das Rezitieren biblischer Texte das innerliche Gewahrwerden der Gegenwart Gottes angestrebt. Ignatius von Loyola, die karmelitische Meditation und Franz von Sales verstärkten den affektiven Charakter der Meditation mit der Tendenz bis hin zur mystischen Vereinigung. Das Jesusgebet der Ostkirche ist weniger Gebet mit ganz bestimmten Inhalten, sondern eher Meditation mit starker psychosomatischer Komponente. In Verbindung mit dem Ein- und Ausatmen wird die Formel „Herr Jesus Christus / erbarme Dich meiner“ wiederholt. Sowohl das Jesusgebet als auch Zen-buddhistische Methoden fanden Eingang in die neuere christliche Praxis (Enomiya-Lasalle, 1976). Sie bieten Zugänge zu einer unmittelbaren und wiederholbaren Erfahrung veränderten Bewußtseins.

Autor: Hermann Wegscheider

 

Literatur

  • Eliade, M. (1977) Yoga. Unsterblichkeit und Freiheit. Insel, Frankfurt am Main, S.44-109
  • Govinda, A. (1975) Grundlagen tibetischer Mystik. Fischer, Frankfurt am Main
  • Enomiya-Lasalle, H.M. (1976) Zen. Weg zur Erleuchtung. Hilfe zum Verständnis. Einführung in die Meditation. Herder, Freiburg

Literatur

  • Eliade, M. (1977) Yoga. Unsterblichkeit und Freiheit. Insel, Frankfurt am Main, S.44-109
  • Govinda, A. (1975) Grundlagen tibetischer Mystik. Fischer, Frankfurt am Main
  • Enomiya-Lasalle, H.M. (1976) Zen. Weg zur Erleuchtung. Hilfe zum Verständnis. Einführung in die Meditation. Herder, Freiburg

Meditation

Die Transpersonale Psychologie sieht in der Meditation einen wichtigen Auslöser für veränderte Bewußtseinszustände spiritueller oder mystischer Art (Grof, Walsh). Meditation (von lat. ‚meditari‘ – sich üben, nachsinnen) bedeutet nachsinnendes Eindringen, intensives Betrachten, sich versenken. Dieses Ziel wird durch Meditationshilfen erreicht: z.B. durch Körper- oder Atemübungen, Konzentration auf symbolische Formen (Mandala, Thanka, Yantra) und auf Klänge (Mantra). Die meisten meditativen Verfahren stützen sich auf das Zusammenwirken aller kognitiven und affektiven Kräfte, auch der Leib (Haltung und Atmung) sind mit einbezogen. Gemeinsames Zeichen aller Meditationsformen ist, daß ihre Übung den Geist des Übenden sammelt, ihn beruhigt und klärt wie die Oberfläche eines aufgewühlten Gewässers, auf dessen Grund man nur schauen kann, wenn die Oberfläche still und das Wasser klar ist. Ziel der Meditation ist, sich selbst zu finden, mit sich selbst eins zu werden, die Einheit mit dem Urgrund allen Seins und auch die Einheit mit allen Formen des Lebens zu erkennen.

Östliche Meditation: Der umfassende Name für Meditation lautet in Indien Yoga („zusammenbinden“, „ins Joch spannen“). Der Gedanke des Anjochens von Zugtieren vor einem Wagen wurde allegorisch als Zügelung des Geistes verstanden. Im Yoga-Sutra (2.-5.Jh. nach Chr.) wird das Zusammenwirken von somatischen (Atem- und Körperübungen) und psychischen Verhaltensweisen (z.B. „pratyahara“ – Zurückziehen der Sinne) beschrieben. Im Buddhismus wird Achtsamkeit und Konzentration betont. In der Praxis spielt hier die somatische Seite (Meditationssitz, rhythmische Atmung) eine wichtige Rolle. Von Ceylon bis hin nach Japan hat sich ein breites Spektrum unterschiedlicher Methoden wie z.B. visuelle Konzentration auf ein Symbolbild, die Anrufung von wiederholten Namen des Buddha Amithaba bis hin zu den koan-Übungen der „Rinzai-Schule“ des Zen entfaltet. Im tibetischen Buddhismus haben Visualisierungen von Göttern, Dämonen und Buddhas sowie die Mantra-Meditation einen großen Stellenwert (Govinda, 1975). In der islamischen Frömmigkeit ist das eigentliche meditative Element „dikr“, das sich „Erinnern“, das ständige „Gedenken an Gott“.

Westliche Meditation: Gestalt gewonnen hat das frühe christliche Meditieren im Mönchstum. Dabei wird vor allem durch das Rezitieren biblischer Texte das innerliche Gewahrwerden der Gegenwart Gottes angestrebt. Ignatius von Loyola, die karmelitische Meditation und Franz von Sales verstärkten den affektiven Charakter der Meditation mit der Tendenz bis hin zur mystischen Vereinigung. Das Jesusgebet der Ostkirche ist weniger Gebet mit ganz bestimmten Inhalten, sondern eher Meditation mit starker psychosomatischer Komponente. In Verbindung mit dem Ein- und Ausatmen wird die Formel „Herr Jesus Christus / erbarme Dich meiner“ wiederholt. Sowohl das Jesusgebet als auch Zen-buddhistische Methoden fanden Eingang in die neuere christliche Praxis (Enomiya-Lasalle, 1976). Sie bieten Zugänge zu einer unmittelbaren und wiederholbaren Erfahrung veränderten Bewußtseins.

Autor: Hermann Wegscheider